Mittwoch, 6. Januar 2010

UK's worst winter since 1963

Grüße von der Schneedecke UK,
Oha, ich bin mitten in den schlimmsten Winter Großbritanniens seit über 30 Jahren geraten. Das Topthema Nummer 1 hierzulande. Nachdem der Schneeeinfall uns gestern so überrascht hat, sind die Prognosen für die nächsten Tage immer haarsträubender geworden. Bis zu 40 cm wurde mancherorts vorausgesagt und alle möglichen Themen, die mit diesem Wintereinbruch zusammen hängen werden besprochen.
So zum Beispiel die Streusalzknappheit: Kilometerlange LKW-Schlangen vor den Minen und Kommunen lassen nur die Hauptstrassen streuen, um die Reserven zu schonen. So mancher Hausbesitzer rückt seiner eisigen Einfahrt mit Katzenstreu oder grobem Sand zuleibe, weil das Streusalz in den Supermärkten ausverkauft ist.
Panikeinkäufe: Gestern wurde überall für die Kälte vorgesorgt und dabei Regale geradezu leergefegt. Thermalkleidung, Thermoskannen, Antifreeze-Scheibenwischflüssigkeit, Schaufeln, Suppen und Fertiggerichte standen hoch im Kurs.
Schneebewältigung: Um die Massen an Schnee überhaupt zu bewegen bevor man streuen konnte, war ja meist schon eine Herausforderung. In unseren Store-Anlieferungshöfen und Parkplätzen sind einige mit an die Autofront festgeschnallten Paletten herumgefahren oder haben vereiste kritische Fahrstellen, wo LKWs drüber müssen mit Brennern weggeschmolzen. Einfallsreich muss man sein.
Gasversorgung: Da viele freiwillig oder gezwungenermassen zuhause blieben, wurde auch mehr geheizt als sonst. Nun sorgt man sich um die nationale Gasversorgung und fühlt sich anfälliger für Preisanstiege, da Great Britain einen hohen Importanteil hat.
Notfallversorgung/Rettungskräfte: Alle zur Verfügung stehenden Allradantriebe wurden herangezogen, um Ärzte, Krankenschwestern und Medikamente in Krankenhäuser, Lebensmittel zu Schwer-Erreichbaren und Hilfskräfte zu gestrandeten Fahrzeugen und Unfällen zu bringen. In Südengland auf der A3 rückte auch das Militär aus, da Hunderte von Autos dort steckenblieben. In der Nähe des Angel of the North (Newcastle) sind gleich ein Dutzend LKWs durch die Gegend gerutscht.
Geschlossene Schulen: Über 8000 Schulen in ganz UK waren heute geschlossen. Mehrere Leute bei mir auf der Arbeit mussten ihre Kinder oder Enkelkinder mit zur Arbeit bringen, da sich sonst niemand um sie kümmern konnte.
Stromausfälle: 700 Häuser in Schottland und 5000 in England waren zeitweise ohne Strom.
Flughäfen/Zugstationen/Autobahnen: Da heute eher Zentral- und Südengland betroffen waren, hatten die Flughäfen von Bristol, Exeter, Luton, London Heathrow und London Gatwick mehrere Stunden geschlossen. Hunderte Flüge wurden storniert, 250.000 Passagiere konnten nicht wie geplant abheben. Mehrere Autobahnen und A-Strassen (sowas wie Bundesstrassen) waren gesperrt und diverse Zugausfälle und enorme Verspätungen im ganzen Land.
Und die Schadensmeldungen hören nicht auf. Heute Nacht werden weitere 5-10 cm Schnee in Südostengland erwartet und überall Minusgrade. In Schottland wird am Wochenende sogar -20 Grad Celsius vorausgesagt. Na, wenn das mal nicht bitterlichkalt ist.
Wir durften heute eine Stunde eher vom Büro aus heimfahren, damit wir vor Einbruch der Nacht heim konnten. Und damit bevor das Thermometer wieder unter den Nullpunkt sinkt und somit die Straßen zu Rutschbahnen werden.
Nun sind wir aber nicht die einzigen, die unter Schnee, Frost und Eis leiden, daher kommt davon wohl nur wenig in Deutschland an. Meine Mutter war ganz erstaunt als ich ihr von der Situation hier erzählte, denn sie habe davon gar nichts mitgekriegt.

Wie ich erfahren habe, sind auch in Deutschland am Wochenende ein paar Zentimeter Schnee vorausgesagt worden. Also, bereitet euch vor Leute, aber ich glaube, dass Deutschland im Großen und Ganzen organisierter an sowas herangeht als England. Und vor allem solltet ihr alle eure Winterreifen drauf haben. In Schottland ist das auch Pflicht, aber sonst nirgends. Daher kennen das manche hier gar nicht und haben noch nie was von Allwetterreifen gehört.
Ich wünsche euch allen schönes Wetter und gute Straßenbedingungen.
Viele Grüße aus der britischen Schneelandschaft
Eure Berichterstatterin Steffi

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